Perfume: The Story of a Murderer
Ein Mann betritt eine Kirche. In seinen Armen trägt er seinen bewusstlosen Sohn, den er vorsichtig auf einer der Kirchenbänke niederlegt. Er geht danach zum Beichtstuhl, sieht, dass dort ein Priester sitzt. Der Name des Paters erschreckt ihn kurz, aber dann nimmt er Platz und beginnt mit der Beichte.
Sein Name ist Martin, der des Paters Eberhart. Beide kennen sich. Als Opfer und Täter und bald als Täter.
Das Thema des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist seit den 90er Jahren immer wieder viel diskutiert worden und auch heute noch von trauriger Aktualität. So ist es nicht verwunderlich, dass Felix Mitterers 2004 geschriebenes Theaterstück in diesem Jahr eine Neuauflage erhält.
Zunächst einmal zu den Charakteren: Martin erschließt sich dem Leser schon aus der Inhaltsangabe als damaliges Opfer des Missbrauchs in Kirchenobhut. Heute ist er 50 Jahre alt, selber Vater eines Sohnes und nicht selber ohne Schuld. Er präsentiert sich als ein Mann, der seinen Glauben verloren hat und sich seiner eigenen Taten bewusst ist. Er bereut und ist dennoch völlig hilflos dem gegenüber, was er getan hat.
Zu sehr wurde er in seiner Kindheit und Jugend von dem geprägt, was er erlebte. Und auch Pater Eberhard ist sich seiner Schuld bewusst. Doch ist seine Gestalt weitaus schwieriger zu verstehen. Denn obwohl er Reue schwört, verteidigt er immer wieder was damals passierte. Als „Liebe“ oder auch als von Martin gewollt stellt er dar, was das Leben des heute 50-Jährigen so verpfuscht hat.
Als Leser ist es aufwühlend und schockierend zu lesen, wie das Verhältnis der beiden Männer zu einander noch immer einen Schleier über das, was geschah, legt. Details, die ans Licht kommen, Meinungen, welche die Charaktere ausplaudern und Gefühle, die dabei rüberkommen, greifen das Thema absolut ehrlich auf.
Auch die Sprache des Stücks ist gänzlich unverschnörkelt, geradezu minimalistisch gehalten und bestehen nicht selten aus nur einem Wort. So wird der volle Fokus auf den schockierenden Inhalt gelegt, keine Ablenkung ist gestattet. Beinahe kommt es einem so vor, als wollte Mitterer mit diesem Kniff gewaltsam darauf aufmerksam machen, dass es sich hier um ein Thema handelt, dem man zu lange zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Und tatsächlich ist das Schweigen der Kirche auch in „Die Beichte“ ein Thema. So zeigt eine Rückblende den Priester, wie er dem jungen Martin erklärt, dass die Kirche „Gott sei Dank […] verschwiegen“ (S. 46) ist. Ohne allzu offensichtliche Schuldzuweisungen wird doch deutlich, was am System der katholischen Kirche falsch läuft und wie daraus zerstörte Menschenleben hervor gehen können.
Wie ich finde, ist „Die Beichte“ ein imposantes Stück auf so wenigen Seiten. Inmitten seiner Schlichtheit entpuppt es sich als alles andere als schlicht und liefert viel Stoff zum Nachdenken. Einzig das Ende hat mich in gewisser Weise wieder so schockiert, dass ich nicht gänzlich zufrieden die Lektüre beenden konnte. Aber vermutlich ist genau das gewollt.
Von daher geht meine Leseempfehlung dieses Mal uneingeschränkt heraus. Das Thema des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche wurde lange genug totgeschwiegen und bedarf einer Aufklärung. Dass Mitterer einem hier die Möglichkeit gibt direkten Einblick in eine Geschichte, die so hätte wirklich passiert sein können, zu nehmen, öffnet ohne Frage die Augen und führt dazu, dass man sich selber eine Meinung bildet. Ein weiterer Anreiz ist zudem Felix Mitterers Vorwort, in dem er deutliche Forderungen stellt und die bereit vor Beginn der Lektüre für einen Kloß im Hals sorgt.
Sein Name ist Martin, der des Paters Eberhart. Beide kennen sich. Als Opfer und Täter und bald als Täter.
Das Thema des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist seit den 90er Jahren immer wieder viel diskutiert worden und auch heute noch von trauriger Aktualität. So ist es nicht verwunderlich, dass Felix Mitterers 2004 geschriebenes Theaterstück in diesem Jahr eine Neuauflage erhält.
Zunächst einmal zu den Charakteren: Martin erschließt sich dem Leser schon aus der Inhaltsangabe als damaliges Opfer des Missbrauchs in Kirchenobhut. Heute ist er 50 Jahre alt, selber Vater eines Sohnes und nicht selber ohne Schuld. Er präsentiert sich als ein Mann, der seinen Glauben verloren hat und sich seiner eigenen Taten bewusst ist. Er bereut und ist dennoch völlig hilflos dem gegenüber, was er getan hat.
Zu sehr wurde er in seiner Kindheit und Jugend von dem geprägt, was er erlebte. Und auch Pater Eberhard ist sich seiner Schuld bewusst. Doch ist seine Gestalt weitaus schwieriger zu verstehen. Denn obwohl er Reue schwört, verteidigt er immer wieder was damals passierte. Als „Liebe“ oder auch als von Martin gewollt stellt er dar, was das Leben des heute 50-Jährigen so verpfuscht hat.
Als Leser ist es aufwühlend und schockierend zu lesen, wie das Verhältnis der beiden Männer zu einander noch immer einen Schleier über das, was geschah, legt. Details, die ans Licht kommen, Meinungen, welche die Charaktere ausplaudern und Gefühle, die dabei rüberkommen, greifen das Thema absolut ehrlich auf.
Auch die Sprache des Stücks ist gänzlich unverschnörkelt, geradezu minimalistisch gehalten und bestehen nicht selten aus nur einem Wort. So wird der volle Fokus auf den schockierenden Inhalt gelegt, keine Ablenkung ist gestattet. Beinahe kommt es einem so vor, als wollte Mitterer mit diesem Kniff gewaltsam darauf aufmerksam machen, dass es sich hier um ein Thema handelt, dem man zu lange zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Und tatsächlich ist das Schweigen der Kirche auch in „Die Beichte“ ein Thema. So zeigt eine Rückblende den Priester, wie er dem jungen Martin erklärt, dass die Kirche „Gott sei Dank […] verschwiegen“ (S. 46) ist. Ohne allzu offensichtliche Schuldzuweisungen wird doch deutlich, was am System der katholischen Kirche falsch läuft und wie daraus zerstörte Menschenleben hervor gehen können.
Wie ich finde, ist „Die Beichte“ ein imposantes Stück auf so wenigen Seiten. Inmitten seiner Schlichtheit entpuppt es sich als alles andere als schlicht und liefert viel Stoff zum Nachdenken. Einzig das Ende hat mich in gewisser Weise wieder so schockiert, dass ich nicht gänzlich zufrieden die Lektüre beenden konnte. Aber vermutlich ist genau das gewollt.
Von daher geht meine Leseempfehlung dieses Mal uneingeschränkt heraus. Das Thema des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche wurde lange genug totgeschwiegen und bedarf einer Aufklärung. Dass Mitterer einem hier die Möglichkeit gibt direkten Einblick in eine Geschichte, die so hätte wirklich passiert sein können, zu nehmen, öffnet ohne Frage die Augen und führt dazu, dass man sich selber eine Meinung bildet. Ein weiterer Anreiz ist zudem Felix Mitterers Vorwort, in dem er deutliche Forderungen stellt und die bereit vor Beginn der Lektüre für einen Kloß im Hals sorgt.